
Probleme? Auf keinen Fall!
Strategien, die zu genauen Abformungen führen
Autor:
Günther Schlosser
Das Verfahren zur Erstellung von Präzisionsabformungen birgt viele potenzielle Fehlerquellen. Fehler im Prozess können die Qualität der Abformung beeinträchtigen - mit entscheidenden Auswirkungen auf die Passform der definitiven Restauration. Daher ist es wichtig zu wissen, wie man diese vermeidet. Erfahrungen aus mehr als 100 Schulungen in Zahnarztpraxen zeigen, dass jeder, der abformt, dazu neigt, die gleichen Fehler zu machen und dass diese Fehler meist leicht vermeidbar sind. Dieser Artikel fasst die häufigsten Fehler zusammen, die im Prozess auftreten, und beschreibt bewährte Erfolgsstrategien.
Mögliche Fehlerquellen
Es gibt im Wesentlichen vier verschiedene Bereiche, in denen Fehler auftreten können. Sie alle könnten sich negativ auf die Qualität der Abformung auswirken:
1. Praxismanagement
Fehler, die in die Kategorie Praxismanagement fallen, umfassen solche, die durch Veränderungen hinsichtlich Materialien und Arbeitsabläufen sowie durch eine unklare Aufgabenverteilung im Team verursacht werden. Organisatorische Probleme, wie lange Wege zwischen Mischgerät und Behandlungsstuhl, und suboptimale Lagerbedingungen sind ebenfalls Faktoren, die sich auf die Abformqualität auswirken können.
2. Löffel- und Materialauswahl
Eine ungenaue Abformung kann das Ergebnis einer falschen Löffelgröße oder eines Mangels an Steifigkeit sein. Eine begrenzte Eignung des ausgewählten Materials für die bevorzugte Technik, ungeeignete Abbindezeiten oder mangelnde Kompatibilität zwischen Löffel und Wash-Material können ebenfalls zu Ungenauigkeiten führen.
3. Abformung
Kritische Schritte bei der Abformung selbst sind z. B. das Anbringen der Mischkanüle, das Befüllen des Löffels sowie das intraorale Einsetzen und Entfernen des Löffels.
4. Nachfolgende Maßnahmen
Schließlich können eine sofortige Desinfektion, Lagerung unter feuchten Bedingungen oder unbeständige Temperaturen und hohe UV-Tageslichtexposition während des Transports zum Labor einen negativen Einfluss auf die Qualität der Abformung haben.
Praxismanagement: Standardisierung als Erfolgsstrategie
Eine der effektivsten Maßnahmen, die entscheidend zu einer hohen Qualität und Genauigkeit der Präzisionsabformung beiträgt, ist die Standardisierung des gesamten Abformprozesses. Innerhalb des Praxisteams müssen die Aufgaben klar zugewiesen werden, sodass jeder genau weiß, was zu tun ist. Idealerweise verwendet jeder Zahnarzt in einer Praxis die gleichen Materialien und hält sich an die gleichen Protokolle, sodass ein Zahnarzthelfer den anderen ohne erhöhtes Fehlerrisiko ersetzen kann.
Bei der Etablierung standardisierter Verfahren sollte das Team nicht nur definieren, wann welche Art von Materialien und Geräten verwendet werden sollen, sondern sich auch auf Folgendes konzentrieren:
- Den richtigen Platz für das Equipment finden. Ein automatisches Mischgerät sollte beispielsweise immer in der Nähe des Behandlungsstuhls positioniert werden, um ein ideales Zeitmanagement auch bei der Arbeit mit schnell aushärtenden Abformmaterialien zu ermöglichen.
- Lagerung unter optimalen Bedingungen: Die ideale Lagertemperatur ist von Material zu Material unterschiedlich. Zudem sind A-Silikone ist in der Regel empfindlicher gegenüber erhöhten Temperaturen als Polyether. Unabhängig vom Material verkürzt eine zu hohe Lagertemperatur jedoch die Verarbeitungszeit. Ist die Lagertemperatur zu hoch, kann die Verwendung einer weniger schnell aushärtenden Materialvariante ratsam sein. Wenn die Lagertemperaturen unter den empfohlenen Mindestwerten liegen, können Mischprobleme auftreten. In diesem Fall sollte das Material einen Tag lang bei Raumtemperatur (nicht auf der Heizung!) gelagert werden, bevor es wieder zum Einsatz kommt. Bei der Auswahl eines geeigneten Lagerorts sollte der Einfluss der umliegenden Geräte (z. B. Nähe zu einem Kühlschrank oder Sterilisator, der Wärme erzeugt) berücksichtigt werden.
Material- und Löffelauswahl: Empfehlungen
Für genaue Ganzkieferabformungen wird die Verwendung eines starren, nicht perforierten Metall- oder Kunststofflöffels dringend empfohlen. Die Steifigkeit ist wichtig, da Deformationen des Löffeks Ungenauigkeiten verursachen. Die Löffelgröße sollte intraoral überprüft werden, um sicherzustellen, dass um die Zähne herum (unter Berücksichtigung der Unterschnitte) ein Abstand von 2 bis 3 mm eingehalten wird. Bei zu kleinen Löffeln ist die Gefahr groß, dass die Abformung Defekte aufweist und Details nicht präzise wiedergegeben werden.
Abformung, durchgeführt mit einem zu kleinen Metalllöffel unter Überschreitung der Verarbeitungszeit, die für eine mangelhafte Verbindung zwischen den Materialien verantwortlich ist. Lange Fließdefekte sind im Gaumenbereich sichtbar.
Bei der Auswahl des Abformmaterials müssen verschiedene Faktoren wie die Kompatibilität zwischen Material und bevorzugter Technik berücksichtigt werden. Polyether ist für die Monophasen- und Doppelmischabformung zu bevorzugen, während A-Silikone besonders gut für die Korrekturabformung sowie auch für die Doppelmischtechnik funktioniert. Bei der Wahl eines A-Silikon-Abformmaterials sollten Anwender ein Produkt mit guten Fließeigenschaften und Hydrophilie im ungehärteten Zustand wählen, was nicht jedes verfügbare Produkt bietet. Die Abbindezeiten sollten basierend auf der Anzahl der abzuformenden präparierten Zähne oder Implantate ausgewählt werden.
Abformung: Tipps und Tricks
Wenn Sie ein automatisches Mischgerät verwenden, beginnt die Abformung in der Regel mit dem automatischen Anmischen und dem Befüllen des Löffels. Dabei muss Folgendes beachtet werden:
- Korrektes Einsetzen der Kartusche in das Gerät
- Richtige Befestigung der Mischkanüle vor jeder Anwendung: Wenn die Mischkanülen nicht fest auf den Auslassöffnungen sitzen, kann dies zu inhomogenen Mischungen, langen Aushärtezeiten oder einem hohen Materialverwurf führen.
- Überprüfung der homogenen Mischqualität: Vor dem Befüllen des Löffels oder der Applikationsspritze sollte eine kleine Menge Material auf ein Mischpad oder ein Papiertuch abgegeben werden, um die Mischqualität visuell zu überprüfen. Dies ist auch bei Materialien aus einem Handdispenser notwendig.
- Für die Ausgabe einer blasenfreien Mischung: Das Ende der Mischkanüle sollte während der Löffelbefüllung stets in das Material eingetaucht bleiben.
- Das richtige Timing: Das Befüllen des Löffels sollte abgeschlossen sein, sobald der Zahnarzt mit dem Umspritzen der Präparation fertig ist (Doppelmischtechnik). Dies ist bei schnell aushärtenden Materialien wie 3M™ Impregum™ Super Quick Polyether Abformmaterial besonders wichtig. In der Regel gelingt dies, wenn mit dem Umspritzen und der Löffelbefüllung gleichzeitig begonnen wird.
Mangelnde Verbindung zwischen Löffel- und Umspritzmaterial, vermutlich verursacht durch eine überschrittene Verarbeitungszeit

Ein weiterer wichtiger Faktor ist das richtige Einsetzen des befüllten Löffels in den Mund. Er muss langsam parallel zur Längsachse der Zähne bewegt werden, bevor er gerade nach oben (Oberkiefer) oder gerade nach unten (Unterkiefer) eingesetzt wird. Sobald sich der Löffel in seiner endgültigen Position befindet und der Griff mit der Mittellinie übereinstimmt (vorausgesetzt, es wird ein Ganzkieferlöffel verwendet), muss jede Bewegung vermieden werden, bis das Material vollständig abgebunden ist. Ein richtiges Einsetzen vermeidet Verzüge. Es empfiehlt sich, den Löffel im Prämolarenbereich mit den Fingern zu stabilisieren.
Einige Abformmaterialien von Solventum bieten spezielle Eigenschaften, die einen schnellen Übergang vom unabgebundenen in den abgebundenen Zustand gewährleisten (wie die Selbstwärmung von 3M™ Imprint™ 4 VPS Abformmaterial und das Snap-Set-Verhalten von 3M™ Impregum™ Polyether Abformmaterial). Dadurch reduziert sich die kritische Zeit, in der sich unbeabsichtigte Bewegungen negativ auswirken. Wird der Löffel entfernt, so ist er am Rand vorsichtig anzuheben, sodass Luft einströmen kann und das Vakuum aufgehoben wird.
Maßnahmen zur Erleichterung der Entfernung der Abformung aus dem Mund.

Nachfolgende Maßnahmen: Richtig gemacht
Jede Abformung, die aus dem Mund entfernt wird, sollte mit Wasser abgespült, mit Luft getrocknet und vor weiteren Maßnahmen mit einer milden Lösung desinfiziert werden. Sowohl A-Silikon- als auch Polyetherabformungen müssen an einem kühlen, trockenen und dunklen Ort gelagert werden und sollten in ein trockenes Papiertuch gewickelt sowie in einem offenen Beutel transportiert werden, wenn sie noch feucht sind. Das trockene Papier zieht jegliche Feuchtigkeit von der Oberfläche und führt zu optimalen Bedingungen für den Transport. Temperaturschwankungen sollten vermieden werden.
Fazit
Die Qualität und Genauigkeit einer Abformung hat einen großen Einfluss auf die Qualität und Passform der definitiven Restauration. Trotz der Komplexität des Verfahrens ist es möglich, mit den oben beschriebenen effektiven Maßnahmen konstant genaue Ergebnisse zu erzielen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Standardisierung des gesamten Prozesses, vom Befüllen des Löffels bis zum Versand der Abformung.

Präzise Abformungen führen zu perfekt passenden Restaurationen

Autor: Günther Schlosser, Schulungsleiter bei Solventum
Günther Schlosser ist ausgebildeter Zahntechniker. Er hat zehn Jahre in einem Dentallabor in München gearbeitet, mit dem Fokus auf der Verarbeitung von Edelmetallen und Keramik sowie der Herstellung herausnehmbarer Teilprothesen. Er kam 2001 als Produktspezialist und technischer Experte für die individuelle Kundenbetreuung zu 3M. Seit 2009 arbeitet er als Schulungsleiter im globalen Customer Innovation Center von Solventum in Seefeld, Deutschland. In seiner Karriere hat er mehr als tausend Zahnärzte und zahnmedizinisches Fachpersonal aus der ganzen Welt in der Optimierung ihrer Verfahren geschult.
Günther hat eine große Leidenschaft für Technologie, die sich auch in seiner zweiten Karriere als Corporate Video Manager widerspiegelt. Außerhalb der Arbeit genießt er es, mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen zu campen.
Abbildungen mit freundlicher Genehmigung von Dr. Gunnar Reich.
Artikel veröffentlicht von M+W Dental , einem zertifizierten Händler